Um den Schülerinnen und Schülern ein tieferes Verständnis für die Lebenswelt zu vermitteln, in der sie die Bedürftigkeit und Liebenswürdigkeit kranker und sozial schwacher Menschen hautnah erfahren können, wird seit dem Schuljahr 2009/2010 in der Jahrgangsstufe 10 ein zweiwöchiges Sozialpraktikum durchgeführt. Dieses unterscheidet sich deutlich von dem berufsbezogenen Praktikum in der Jahrgangsstufe 9, da es nicht primär dazu dient, spezifische Berufsfelder zu erkunden, sondern vielmehr eine soziale Sensibilisierung und den Erwerb von Sozialkompetenz anstrebt.
Im Schuljahr 2023/2024 wurde dieser Begriff aufgegriffen und erweitert, indem das Praktikum nunmehr als „SozialBERUFUNGspraktikum“ bezeichnet wird. Diese Bezeichnung verdeutlicht, dass es im christlichen Sinne um die Berufung zum Menschsein und zur Nachfolge Jesu Christi geht. Die Nachfolge Jesu impliziert hierbei nicht allein das Nachahmen seiner Handlungen oder oberflächliche Unterstützung anderer Menschen, sondern vielmehr das Bewusstsein für die eigene innere Haltung und religiöse Einstellung. Das Praktikum zielt darauf ab, den geistigen Horizont der Jugendlichen zu erweitern.
Die Jugendlichen sollen erkennen, dass sie eine Berufung in dieser Welt haben und sich dafür öffnen müssen. Es bedarf Menschen, die in der Lage sind, echte Kontakte zu knüpfen und auch unangenehme Situationen auszuhalten. Das SozialBERUFUNGspraktikum soll sie ermutigen, Stärke zu gewinnen und aufrechtzustehen, anstatt sich zu beugen.
Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ein Bewusstsein für ihre soziale Verantwortung gegenüber Bedürftigen und erkennen gleichzeitig ihre individuellen Talente für ein menschliches und solidarisches Engagement. Normalerweise wählen die Schülerinnen und Schüler ihren Praktikumsplatz eigenständig, und das Praktikum wird in einer Einrichtung mit sozialer Ausrichtung durchgeführt.
Um sie auf diese Erfahrung vorzubereiten, findet zu Beginn des Schuljahres im Rahmen des Religionsunterrichts eine siebenstündige Unterrichtsreihe statt, in der sämtliche Aspekte des Praktikums erörtert werden. Anschließend wird ein Aussendungsgottesdienst mit interessierten Schülern und Schülerinnen vorbereitet, der am Tag vor Beginn des Praktikums mit allen Beteiligten gefeiert wird.
Nach Abschluss des SozialBERUFUNGspraktikums erfolgt eine vertiefende Nachbesprechung ihrer Erfahrungen und Eindrücke im Rahmen von Unterrichtsgesprächen in der Klassengemeinschaft. Die Erfahrungen aus vergangenen Jahren zeigen, dass die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler diese Zeit im Praktikum als äußerst bereichernd empfindet.