28.04.2023

Lebendige Geschichte

Zeitzeuge berichtet im Geschichtsunterricht über die NS-Zeit

Man hätte 60 Minuten lang sprichwörtlich eine Stecknadel fallen hören können, als Horst Brinkhoff, ein 96-jähriger Zeitzeuge im Geschichtsunterricht in der Marienschule von seinen Erlebnissen aus der Zeit des Nationalsozialismus erzählte. Dabei war er mit sich und den Menschen, die ihm im Laufe der Jahre begegnet waren, schonungslos ehrlich und beantwortete alle Fragen unserer Schülerinnen und Schüler.

Im Jahr 1927 geboren und – wie er selbst beschreibt – in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, beschrieb Herr Brinkhoff, der im Zweiten Weltkrieg Mechaniker für Flugzeuge war, welche Erlebnisse er in seiner Kindheit und Jugend bis hin zu seiner fünfjährigen Zeit in russischer Kriegsgefangenschaft erlebte. Nie vergessen werde er seine Zeit als „kleiner Pimpf“ in der Hitlerjugend, für die seine Mutter ihm eine Uniform besorgte, obwohl das Geld knapp war. Gerade 17 geworden, meldete er sich dann zum Kriegsdienst, begleitete den deutschen Rückzug in Frankreich und schlussendlich die deutsche Niederlage. Insbesondere seinen ersten und letzten Schuss auf einen Menschen werde er dabei nicht vergessen. Dass der Krieg verloren war, war für ihn eine Freude, waren doch die Zeiten in Schützengräben unter Beschuss endlich vorbei. Auch an seine Zeit in Kriegsgefangenschaft hatte Horst Brinkhoff noch lebhafte Erinnerungen und beschrieb, wie er dort Russisch lernte sowie die Zeit zu seinem Vorteil nutzte. „Schließlich hatten wir den Krieg angefangen, da sollte man sich nicht beschweren“, so Brinkhoff. Zum Abschluss gab er den Schülerinnen und Schülern vor allem eins mit auf dem Weg: „Wir können durch Kriege nichts gewinnen. Gewinner sind nur die Kriegsführer, wir bleiben deren Kanonenfutter. Und vergesst nie, dass jeder wertvoll ist, wenn man ihm Chancen gewährt.“