11.04.2024

Gedenkfeier auf dem Schulhof

Marienschüler:innen kommen zum fünfjährigen Bestehen des Gedenksteins zusammen

Am 10.4.2024 versammelten sich die Schulleitung sowie Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse zu einer bedeutungsvollen Gedenkfeier auf dem Schulgelände, das einst ein jüdischer Friedhof war. Seit fünf Jahren steht auf unserem Schulhof ein Gedenkstein, der an die Vergangenheit erinnert und das Engagement der Schule für das Gedenken und die Aufarbeitung der Geschichte symbolisiert.

Die Veranstaltung begann mit einer Eröffnung durch Herrn Graben, der die Bedeutung des Gedenkens betonte und die Schülerinnen und Schüler über die Geschichte des alten jüdischen Friedhofs informierte.

Ab dem 14. Jahrhundert bis zum Jahr 1954 lag auf dem heutigen Gelände der Marienschule auf einem schmalen Streifen am Nordenwall der jüdische Friedhof der Stadt Hamm. Nach jüdischem Verständnis darf die Totenruhe nicht angetastet und Gräber nicht eingeebnet werden, dadurch wurde der Platz auf dem Friedhof knapp. Man bestattete die Toten daher einfach in mehreren Schichten übereinander. Nach dem Jahr 1825 fanden dort allerdings keine Beerdigungen mehr statt. Friedhöfe sollten sich zum Schutz der Gesundheit nicht mehr in der Nähe besiedelter Bezirke befinden. Von nun an befand sich der Friedhof für jüdische Hammer Bürgerinnen und Bürger an der Ostenallee. Dort befindet er sich noch heute inmitten der Gräber der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden. Eine solche friedliche Integration ist beispielhaft, aber sehr selten in Deutschland. 1954 wurde im Zuge einer Straßenerweiterung durch die Stadt Hamm der jüdische Friedhof an die Ostenallee verlegt. Die Stadt Hamm hatte einige Jahrzehnte vorher das alte Friedhofsgelände der jüdischen Gemeinde abgekauft. Die 1954 vorhandenen 20 Grabsteine des alten jüdischen Friedhofes wurden auf den Friedhof an der Ostenallee gebracht. Nach der Verlegung der alten Grabsteine erinnerte nichts mehr an den alten Friedhof. Auf Initiative der Marienschule wurde am 10.04.2019 ein Gedenkstein an dieser Stelle eingeweiht, der an die hier begrabenen Menschen erinnern soll.

Die Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse spielten eine aktive Rolle in der Veranstaltung. So sangen sie gemeinsam das Lied „Hevenu schalom alejchem“ und legten zum Abschluss der Veranstaltung als Zeichen der Verbundenheit kleine Steine an den Gedenkstein. Der Gedenkstein, der seit fünf Jahren auf dem Schulhof steht, dient als ständige Erinnerung an die Vergangenheit und als Verpflichtung, sich für Toleranz und gegen Intoleranz einzusetzen. Die Schulleitung betonte in ihrer Rede die Bedeutung der Erinnerungskultur und des Einsatzes für eine Welt, in der sich solche Gräueltaten niemals wiederholen dürfen. Gerade aktuelle Anlässe wie der Brandanschlag auf die Synagoge im niedersächsischen Oldenburg zeigen, so Herr Graben in seiner Ansprache, dass unsere Initiative als Christen, als freie Menschen, als Bürgerinnen und Bürger eines demokratischen Landes, uns für die Würde aller Menschen einzusetzen, mehr denn je gefragt sei.

Die Gedenkfeier war daher nicht nur eine Gelegenheit, der Vergangenheit zu gedenken, sondern auch ein Ausdruck der Verpflichtung der Schule, die Erinnerung an die Vergangenheit lebendig zu halten und sich aktiv für eine bessere Zukunft einzusetzen. Dies drückte auch das von Herrn Graben gewählte Zitat des Philosophen George Santayana aus: „Wer die Vergangenheit vergisst, ist verdammt, sie zu wiederholen.“